Elsass und Vogesen 2019

Elsass und Vogesen - Herbst 2019

Zum Abschluss des Jahres muss das Reiseweh  noch einmal gepflegt werden. Es geht nach Frankreich in den Elsass und entlang des Vogesen Hauptkammes. Die Tour ist angelehnt an den Beitrag  "Elsass Vogesen" in der Zeitschrift MOTORRAD RIDE 02/209. Sie führt von Wissembourg im Norden nach Colmar im Süden und zum Abschluss nach Strasbourg.

Was ist die Faszination dieser Tour? Es ist die Kombination und die Abwechslung. Kurvigen kleinen Straßen mit wenig Verkehr, moderat zu fahrenden Pässe, tolle Ausblicke von den bis 1424m hohen Vogesen, wunderschönen alten Städten im Elsass und nicht zuletzt natürlich die französische Lebensart und die französische Küche machen die Tour zu einem wirklichen Erlebnis. Nicht zu vergessen, die Anfahrt ist aus allen Ecken Deutschlands nahezu in einem Tag machbar.

Zur Einordnung des Gebietes. Der Elsass erstreckt sich als etwas 50km breite und 190 km lange Tiefebene westlich des Rheins und wird nach Westen von den Vogesen begrenzt. Die Vogesen besitzen einen fast durchgehenden befahrbaren Gebirgskamm, von dem zahlreiche Täler sowohl nach Osten als auch nach Westen abzweigen.

  • Nach der Anreise aus Thüringen über Frankfurt, Mainz und Kaiserslautern beginnt die Tour in Wissembourg. Der, von einer teilweise erhaltenen Stadtmauer umgebenen Altstadt, sollte man einen Besuch abstatten und sie eignet sich auch gut für eine Übernachtung nach der Anreise in die Region. Ausgeruht und mit ersten Eindrücken zur französischen Küche kann die Tour beginnen.

    Die Fahrt Richtung Süden ist eher unspektakulär, die Passstraßen der Vogesen lassen noch auf sich warten. Kurz hinter Wissembourg lädt die Ruine Lützelburg zur Besichtigung ein. Es ist eine markante und recht beeindruckende Ruine auf einem einzelnen Felsen. Die Gegend weist noch mehr solche Ruinen und Aussichtspunkte auf, die es zu einen beliebten Wandergebiet machen.

    Über die heutige Stecke habe ich keine Karte und muss mich deshalb auf das Navi verlassen. Wie so oft (hängt natürlich mit der Einstellung zusammen) ist der Routenverlauf nicht recht nachvollziehbar. Aber einmal führt es mich auf einen unbefestigten Forstweg, der sich als sehr schöne Route durch das Gebirge erweist. Unvorstellbar, dass solch ein Weg in Deutschland für den allgemeinen Verkehr frei wäre.

    Das Wetter ist gut, die Kurven sind gut, die Straßen lassen sich hervorragend fahren und nur die französische Begrenzung auf 80km/h ist manchmal doch sehr nervig.

    Übernachtet wurde in Fouchy und hinter dem Hotel geht es zum Anwärmen auf den ersten Pass den Col de Fouchy.  Als nächstes ein kurzer Abstecher zur Haut-Koenigsbourg. Sie ist oberhalb der Oberrheinebene gelegen und biete einen schönen Blick ins Tal. Die Burg wurde bereits im 8. Jahrhundert beurkundet und von 1900-1908 vom Deutschen Kaiser wieder aufgebaut. Wie viel Gebäude im Elsass ist auch sie aus rotem Bundsandstein gebaut. Eine Kopie der Burg soll wohl in Kuala Lumpur stehen. Sie soll auch die am häufigsten besuchte Burg in Frankreich sein.

    Ich habe sie nur von außen angeschaut und bin weiter zum Col des Baganelles. Wald, Wiesen und schöne Serpentinen und es geht weiter zum Col du Bohemme, dem Col du Calvaire und dem Col de la Schlucht.

    Alle diese Pässe liegen auf der Route de Cretes, der etwa 80km langen Kammstraße entlang des Vogesenkamms. Interessanterweise verläuft die Straße immer etwas westlich des Kammes. Der Grund ist, sie wurde als Militärstraße zur Eroberung des Elsasses im ersten Weltkrieg gebaut und sollte dementsprechend außerhalb des deutschen Beschusses liegen.

    Weiter geht es zunächst westlich weg von der Route de Cretes nach La Bresse, zum Col de Bramont und über Wildenstein um den Luc de Kruth-Wildenstein. Von hier fährt man wieder zurück auf die Route de Cretes und weiter zum Col du Grand Ballon, dem mit 1343m höchsten Punkt der Route. Der Col ist nicht bewaldet und biete daher eine grandiosen Ausblick.

    Ab dem Col Amic war die Straße leider wegen einer Sportveranstaltung gesperrt und so ging es wieder Richtung Westen  bis zur N66 und über Thann nach Wattwiller dem Ziel des Tages. Es ist Mitte Oktober, die Saison zu Ende und wieder das Drama der Quartiersuche.

    Übernachtet habe ich in Sentheim und von dort geht es zum Ballon de Alsace über die südliche Auffahrt. Der Pass hat 3 Zu- bzw. Abfahrten von/nach Süden, Norden und Osten. Alle sind zu empfehlen, mir hat am besten die Ostzufahrt gefallen. Es geht weiter über die Nordabfahrt nach Le Thillot und weiter über kleine Straßen zum Col de Morbieu, nach Cornimont und weiter nach Gerardmer. Von dort über Rochesson nach Vagbey zum Lunch.

    Gesättigt und ausgeruht führt die Tour weiter über den Col de Chenean nach Vecoux und zurück nach Le Thillot. Zum Ende des Tages geht es wieder  hoch zum Ballon de Alsace und über die östliche Abfahrt nach Masevaux-Niederbruck und über die Passstraße nach Thann.

    So das waren gestern etwa 270 und heute 210km, was eigentlich nicht viel ist. Aber man fällt von einer Kurve und Serpentine in die andere und am Ende lässt doch die Konzentration etwas nach und die Fahrerei ist nicht mehr so sauber wie am frühen Morgen.

    Von Thann über die N66, nach rechts die D1386 geht es wieder auf die Route de Ceres zum Col Amic. Auf halbem Weg am Hartmannswillerkopf gibt es aber erste einmal deutsch-französische Geschichte. Dieser exponierte Gipfel mit einer grandiosen Sicht auf die elsässische und die Rhein-Ebene war im ersten Weltkrieg hart umkämpft. Vier Mal wechselte die Höhe ihren Besitzer, 30.000 französische und deutsche Soldaten verloren ihr Leben in einem Stellungskrieg ohne wirklichen Sieg für die eine oder die andere Seite. Heute gemahnt eine Gedenkstätte, ein Soldatenfriedhof und ein deutsch-französisches Museum der Sinnlosigkeit dieser Zeit. Die weitläufigen Hinterlassenschaften des Stellungskrieges, es sollen noch Tausende von Stollen und etwa 90km Gräben erhalten sein, sind zum Teil zu besichtigen.

    Es hat mal wieder begonnen zu regnen und ich fahre weiter auf der Route de Cretes der Vogesen Kammstraße  zum Col de la Schlucht. Heute an einem Wochentag im Herbst bin ich absolut allein und kann jede Kurve genießen. Leider wird es immer nebeliger und ab dem Rainkopf stecke ich in den Wolken und mit einer Sicht unter 20m ist es nur noch ein voran tasten und Hoffen auf der Straße zu bleiben. Besser wird es erst ab dem Col de la Schlucht Richtung Colmar. Ich mache  noch einen Abstecher zum Col du Wetterstein und fahre über Trois Epis und Truckheim nach Colmar. 

  • Colmar ist mit seinem großen geschlossenen Altstadtensemble eine wunderschöne Stadt. Mir haben es an diesem Tag besonders die Aushängeschilder angetan.

    Die neue Richtung ist vorgegeben, es geht nach Norden. Eigentlich war mit dem Abstecher über den Rhein, der Großen Feldberg und der Titisee geplant. Leider erhält die Große Feldberg Straße gerade einen neuen Belag und ist gesperrt. Also geht es vom Fuß des Großen Feldberges nach Freiburg und dann weiter nach Strasbourg. Richtung Freiburg gibt es auch schöne Motorradstrecken als Entschädigung für den Feldberg.

    Strasbourg ist sehr schön, historisch und im Krieg wahrscheinlich wenig oder nicht zerstört und es hat großstädtische Flair. Hier kann man 1-2 Tage gut verbringen. Ich werde sicher noch einmal wiederkommen.

    Damit hat auch der letzte Tag der Tour begonnen. Noch schnell in Haguenau ein paar fränzösische Leckereien kaufen und dann ab über Frankfurt die etwa 460km zurück nach Thüringen.

    Fazit der Tour:

    Der Elsass und di Vogesen sind eine Reise wert, sowohl aus Sicht des Motorradfahrens als auch der Städte und Landschaft wegen.

    Die Anfahrt mit rd. 450km aus Mitteldeutschland ist um einiges weniger als in die Südtiroler Alpen. Die Pässe sind sicherlich auch nicht vergleichbar mit denen in den Alpen, aber trotzdem in jedem Fall sehens- und fahrenswert. Die Städte Wissembourg, Colmar und Strasbourg sind absolut sehenswert.

    Es muss aber auch gesagt werden, dass es in der Ebene westlich der Vogesen, nach meinem persönlichen Eindruck wesentlich unattraktiver wird.

    Am besten jeder findet es für sich heraus und damit Gute Fahrt.



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